«Trage Sorge
zu deinem
Zahnfleisch.»

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Wenn das Zahnfleisch blutet

Marianne Müller legt einen langen Weg zurück, um die Parodontitis zu bekämpfen. Heute fühlt sie sich mit ihren Zähnen gut. Sie bedauert jedoch, die Behandlung nicht frühzeitig in Angriff genommen zu haben.

Das bisschen Blut, das sich jeweils beim Zähneputzen zeigte, kümmerte Marianne Müller (69) wenig. «Ich hatte keine Schmerzen», erzählt sie. Und folgerte, dass die Sache nicht so schlimm sein könne. Das änderte sich 2008 auf einen Schlag, als sie feststellte, dass zwei Zähne wackeln. Marianne Müller wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass es mit ihrer Zahngesundheit nicht zum Besten steht. «Die Zahnärztin wollte mich längst an einen Spezialisten für Parodontologie überweisen», erzählt sie. Die Patientin weigerte sich aber beharrlich. «Ich sah den Sinn nicht ein und dachte mir, dass es ausreicht, zweimal pro Jahr zur Dentalhygiene zu gehen», so Marianne Müller. Sie habe ihren Zähnen eigentlich nie grosse Beachtung geschenkt, bemerkt sie.

Bakterien und Zahnfleischtaschen

Als dann der plötzliche Verlust von zwei Zähnen drohte, wendete sich das Blatt: Marianne Müller liess sich an einen Fachzahnarzt überweisen. Die Diagnose Parodontitis traf sie hart. Viele ihrer Zähne waren von sogenannten Zahnfleischtaschen umgeben. Ursache waren abgelagerte Bakterien, die zu Entzündungen führten und den gesamten Zahnhalteapparat angriffen. Es ist typisch für Parodontitis, dass die Symptome erst dann auftreten, wenn die Krankheit bereits fortgeschritten ist.

Marianne Müller unterzog sich zwangsläufig einem chirurgischen Eingriff, um die von Keimen befallenen Zahnhälse zu säubern. Nach der Behandlung kam es zu einer Besserung. Die Patientin nahm die Nachkontrolle und Prophylaxe anfänglich ernst und begab sich regelmässig zur Nachkontrolle. Auch der Mundhygiene schenkte sie mehr Beachtung. Sie lernte, ihre Zahnzwischenräume mit passenden Bürsten zu reinigen und mit wirksamen Gels zu pflegen. Trotzdem bildeten sich im Lauf der Zeit neue Zahnfleischtaschen. «Parodontitis ist hartnäckig», stellt sie fest.

Die Entzündung muss heilen

Als 2020 in ihrer Umgebung eine Fachzahnärztin für Parodontologie eine Praxis eröffnet, empfindet Marianne Müller dies als «Glücksfall» – und sie nimmt einen neuen Anlauf. «Die Anfahrt ist für mich nun kürzer und die Motivation höher.» Im Falle von Parodontitis ist das ein wesentlicher Aspekt, denn wer die Krankheit in Schach halten will, muss ein Leben lang dranbleiben. Die behandelnde Fachzahnärztin Dr. Christin Stöcklin-Wasmer diagnostiziert bei Marianne Müller eine mittelschwere Parodontitis. «Obwohl die Patientin zuvor bereits in Therapie war, zeigten sich bei der Untersuchung lokale Entzündungsherde», sagt sie. Um die Parodontitis zu eliminieren, sind weitere Eingriffe angezeigt. In einer ersten Hygienephase erfolgt eine umfassende Zahnreinigung, in einem zweiten Schritt wird das entzündliche Gewebe operativ entfernt. Gleichzeitig erfolgt der Wiederaufbau von Knochen, die durch die chronische Entzündung beschädigt waren. Das Ziel der Behandlung, die rund ein halbes Jahr dauert, fasst Dr. Christin Stöcklin-Wasmer so zusammen: «Die Rückbildung sämtlicher Zahnfleischtaschen und die Heilung der Entzündung». Dies sei die Grundlage für einen gesunden Zahnhalteapparat. «Ich beobachte immer wieder, dass die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten steigt, wenn sie wieder gut kauen und ohne Scham lachen können», so die Fachzahnärztin.

Erste Anzeichen ernst nehmen

Dank modernster Mikrochirurgie und minimalinvasiven Eingriffen verursacht die Therapie kaum Schmerzen. Nach der Operation setzt die Erhaltungsphase ein. Während dieser Zeitspanne kontrolliert die Fachzahnärztin den Verlauf in Abständen von rund drei Monaten. Sie nimmt bei der Patientin jeweils eine gründliche Zahnreinigung vor, was die Bildung von neuen Zahnfleischtaschen verhindert. «Ich fühle mich heute gut mit meinen Zähnen», freut sich Marianne Müller.

Die Patientin ist dankbar, dass sie von der Parodontologin sorgfältig über die Krankheit und die therapeutischen Massnahmen informiert worden ist. Ausserdem hat sie mit ihr ein Abkommen getroffen: «Sollten während einer Behandlung Schmerzen auftreten, wird mir eine Spritze verabreicht», erzählt sie. Ihre Angst vor zahnmedizinischen Eingriffen konnte sie inzwischen ablegen, und ihren Zähnen schenkt sie nun die nötige Beachtung. Denn sie weiss: «Eine chronische Entzündung des Zahnfleisches belastet den Körper stark und kann nicht nur zu Zahnverlust, sondern langfristig zu Folgeerkrankungen führen.» Marianne Müller empfiehlt deshalb allen Betroffenen, sich bei ersten Anzeichen von Parodontitis sofort an eine Fachzahnärztin oder einen Fachzahnarzt zu wenden.

Parodontitis erfolgreich behandeln

Fast die Hälfte der Schweizer Bevölkerung leidet unter einer chronischen Entzündung des Zahnfleisches. Anzeichen von Parodontitis sind Zahnfleischbluten, Mundgeruch, Rückgang des Zahnfleisches und wackelnde Zähne. Da die Krankheit keine Schmerzen verursacht, wird sie häufig erst spät erkannt und behandelt. «Viele Betroffene spüren jedoch, dass mit ihrer Zahngesundheit etwas nicht in Ordnung ist», so die Erfahrung von Dr. Christin Stöcklin-Wasmer. Sie empfiehlt deshalb, bei Unsicherheit keine wertvolle Zeit verstreichen zu lassen und sofort einen Spezialisten oder eine Spezialistin aufzusuchen.

Eine Therapie umfasst mehrere Etappen und wir optimalerweise bei einer Fachzahnärztin, einem Fachzahnarzt für Parodontologie durchgeführt. Die Behandlung verursacht in der Regel kaum Schmerzen und die Kosten sind in überschaubarem Rahmen. Durch eine frühzeitige Intervention lässt sich ein drohender Zahnverlust vermeiden – und somit auch hohe Folgekosten.

Informationen und Liste der Fachzahnärt:innen für Parodontologie: parodontologie.ch.