«Trage Sorge
zu deinem
Zahnfleisch.»
Marco Tresch (40) wusste kaum etwas über Parodontitis, als seine Zähne plötzlich zu wackeln begannen. Die Krankheit hatte für ihn Folgen. Mit seiner Geschichte möchte er andere Menschen sensibiliseren und die Prävention unterstützen.
«Es hat mich Überwindung gekostet, eine Parodontologin aufzusuchen. Anfangs fragte ich mich, was das bringen soll. Doch Frau Dr. Stöcklin-Wasmer konnte mich überzeugen. Obwohl: Es sah zu Beginn gar nicht gut aus. Sie machte mir aber Mut und meinte, dass ich mit meinen Zähnen noch glücklich werden könne. Also habe ich der Behandlung hoffnungsvoll zugestimmt. Und tatsächlich kann ich sagen, dass es mir heute mit meinen Zähnen gut geht.
Mein Zahnarzt, bei dem ich zuvor Patient war, sagte mir immer wieder, dass ich diese Krankheit hätte. Von Parodontitis war die Rede. Er forderte mich auf, eine Fachzahnärztin aufzusuchen. Da ich jedoch keine Schmerzen empfand, sah ich den Sinn für eine Spezialbehandlung nicht ein. Wozu viel Geld ausgeben, fragte ich mich. Als dann meine Zähne plötzlich zu wackeln begannen, erschrak ich. Zumal auch meine Mutter immer mit Zahnproblemen gekämpft hatte. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass die Krankheit vererbbar ist.
Leider war meine Parodontitis bereits weit fortgeschritten, als ich mit der Behandlung begann. Ich musste sechs Zähne ziehen lassen. Das Glück im Unglück: Es handelte sich um Backenzähne, ohne die man im Alltag einigermassen zurechtkommen kann. Danach musste ich mich mehreren chirurgischen Eingriffen unterziehen. Die Keime, die zur chronischen Entzündung des Zahnfleisches und somit zu Zahnfleischtaschen geführt hatten, wurden entfernt. Auch ein Wiederaufbau von Knochen, die durch die Bakterien angegriffen waren, musste vorgenommen werden.
Frau Dr. Stöcklin-Wasmer teile mir mit, dass ich an einer schweren Parodontitis leiden würde. Obwohl die Diagnose hart war, bin ich ihr für diese Aufklärung sehr dankbar. Als Patient ist es hilfreich, wenn die Zahnärztin verständlich redet, ohne einen Fachjargon zu nutzen. Alles, was sie mir sagte, konnte ich nachvollziehen.
Was ich besonders zu schätzen wusste, war der Umgangston. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch starker Raucher. Bei Parodontitis erweist sich das Rauchen leider als Risikofaktor – wie ich später erfahren habe. Dennoch machte mir die Fachzahnärztin keine Vorwürfe, sie gab mir nie das Gefühl, ich sei an der Krankheit selbst schuld. Im Gegenteil: Ich wurde stets motiviert, meine Zähne gut zu reinigen und zu pflegen. Es gab Instruktionen, man zeigte mir ganz genau, wie ich die Zahnzwischenräume mit passenden Bürstchen putzen sollte und verabreichte mir ergänzend eine Mundspülung.
Das Rauchen war immer wieder ein Thema. Mir wurde bewusst, dass meine Zahngesundheit zu einem grossen Teil in meinen Händen liegt. Die Art und Weise, wie man mich behandelt hat, wirkte sich positiv auf mein Verhalten aus. Mir wurde klar, dass ich einen weiteren Verlust von Zähnen unbedingt verhindern will. So habe ich das Unmögliche geschafft und den Zigarettenkonsum auf ein Minimum reduziert. Vielleicht höre ich zu einem späteren Zeitpunkt sogar ganz mit dem Rauchen auf. Ich sage mir: Schritt für Schritt.
Generell fühle ich mich heute viel besser als vor der Behandlung. Da meine vereiterten Zahnfleischtaschen weg sind, habe ich keinen Mundgeruch mehr. Auch die Kreislaufprobleme, die durch die jahrelange, chronische Entzündung verursacht wurden, sind verschwunden, sodass ich wieder sportlich aktiv sein kann. Zudem achte ich auf eine gesunde Ernährung. Frau Dr. Stöcklin-Wasmer hatte tatsächlich recht: Ich habe Freude an meinen Zähnen entwickelt.
Ich finde es wichtig, dass Zahnärzte auf Parodontitis aufmerksam machen und Patienten rasch an einen Fachzahnarzt überweisen. Hätte ich mehr über die Krankheit und deren Folgen gewusst, wäre ich früher zu einer Spezialistin gegangen. All jenen, die an Zahnfleischbluten oder Mundgeruch leiden, möchte ich sagen: Schützt eure kostbaren Zähne und lasst euch sofort behandeln.»
Dr. Christin Stöcklin-Wasmer engagiert sich für die Früherkennung von Parodontitis – weil gesundes Zahnfleisch Lebensqualität sei, so die Fachzahnärztin.
In der Schweiz leidet fast die Hälfte der Bevölkerung an Parodontitis. Warum ist diese Krankheit so weit verbreitet?
Parodontitis verursacht keine Schmerzen. Deshalb lassen sich viele Patientinnen und Patienten nicht behandeln. Häufig sehen wir die Betroffenen erst dann, wenn die Krankheit bereits weit fortgeschritten ist.
Wie lässt sich das ändern?
Die Schweizerische Gesellschaft für Parodontologie (SSP) legt grossen Wert auf Sensibilisierung. Wir machen Aufklärungsarbeit und möchten die Leute zum Handeln anregen. Es ist wichtig, dass behandelnde Zahnärztinnen und Zahnärzte betroffene Personen auf Parodontitis aufmerksam machen und sie raschmöglichst an eine Fachzahnarztpraxis überweisen. Das gelingt aber nur, wenn die Patientinnen und Patienten über die Krankheit informiert sind und einer Behandlung zustimmen.
Woran erkennt man Parodontitis?
Deutliche Hinweise sind Zahnfleischbluten und Mundgeruch, der durch die entzündeten, manchmal vereiterten Zahnfleischtaschen verursacht wird. Im weiteren Verlauf beginnen die Zähne zu wackeln.
Welche Folgen hat eine unbehandelte Parodontitis?
Nebst einem unangenehmen Gefühl im Mund, droht längerfristig der Verlust von Zähnen. Die Folgen sind aber umfassender. Eine unbehandelte Parodontitis hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit. Es handelt sich um eine chronische Entzündung im Körper, die das Immunsystem schwächt.
Was heisst das?
Parodontitis kann langfristig zu Herz-Kreislauf-Problemen, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Diabetes führen. Zudem haben Schwangere mit Parodontitis ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten. Neuere Forschungen zeigen, dass auch Alzheimer und Lungenentzündungen auftreten können. Mit einer gezielten Behandlung tut man also nicht nur seinen Zähnen Gutes, sondern vermindert auch die Gefahr, von einer der am häufigsten auftretenden chronischen Krankheiten betroffen zu sein.
Weitere Informationen und Liste der Fachzahnärzt:innen für Parodontologie: parodontologie.ch.